Medizinische Kernprozesse in Krankenhäusern werden durch zahlreiche Logistikprozesse unterstützt. Mittlerweile sind solche Prozesse aufgrund historisch gewachsener Strukturen häufig sehr komplex und aufwendig. Sie nehmen folglich einen hohen Anteil der zur Verfügung stehenden Zeit von Ärzten und Pflegepersonal in Anspruch, obwohl das eigentliche wertschöpfende Kerngeschäft woanders liegt: Bei der Diagnostik, Behandlung und Pflege des Patienten.
Optimierte Prozesse im klinischen Alltag schaffen Sicherheit, erhöhen die Qualität und senken die Kosten. Das sieht auch Geschäftsbereichsleiter Bau und Technik Hermann Schleier von der Sozialstiftung Bamberg. Neben verbesserter Transparenz und Effizienz von Logistikprozessen sieht Schleier den Vorteil vor allem darin, dass Logistikprozesse durch den Einsatz digitaler Technologien verschlankt und an sinnvollen Punkten automatisiert werden können.
Wir haben ihn im Interview zum Thema Krankenhaus 4.0 und den aktuellen Stand in der Sozialstiftung Bamberg befragt.
Herr Schleier, wie stellen Sie sich ein Krankenhaus mit digitalisierten administrativen Prozessen vor?
Während bei der Industrie 4.0 Automatisierungs- und Fertigungstechnik im Vordergrund stehen, geht es im Krankenhaus 4.0 weiterhin in erster Linie um Menschen. Zum einen sind das natürlich unsere Patienten, zum anderen die Ärzte, das Pflegepersonal und alle weiteren Mitarbeiter des Krankenhauses.
Die Möglichkeiten reichen in diesen Bereichen von elektronischen Patientenakten, der Telemedizin oder dem Einsatz von Pflege- und Servicerobotern. Letzteres testen wir bei uns bereits in Pilotprojekten. Die digitale Dokumentation, der automatische Warentransport sowie die Materialverfolgung werden bei uns schon zu großen Teilen eingesetzt.
Zusätzlich zu Diagnose- und Therapieprozessen umfasst das Krankenhaus 4.0 die unterstützenden Ver- und Entsorgungsprozesse. Das sind beispielsweise die Arzneimittel- und Wäscheversorgung oder die Abfallentsorgung, die von großer Bedeutung für den wirtschaftlichen Betrieb eines Krankenhauses sind.
Welche Relevanz besitzt die Optimierung von Prozessen bei der Sozialstiftung Bamberg?
Durch unsere Digitalisierungsmaßnahmen möchten wir unsere bestehenden Mitarbeiter entlasten und ihr Arbeitsumfeld so angenehm wie möglich gestalten. Dazu zählt zum Beispiel die Erleichterung von Routineaufgaben. Hierbei fokussieren wir uns zunächst einmal vorrangig auf administrative beziehungsweise logistische Prozesse, wie die Reinigung der Patientenzimmer oder unsere Transportsysteme.
Wie gehen Sie mit Vorbehalten oder festgefahrenen Strukturen um, die bei der Einführung neuer Lösungen Barrieren darstellen können?
Ich denke, hier unterscheidet ein Krankenhaus nichts von beispielsweise einem Industrieunternehmen. Eine Veränderung ist für einen Mitarbeiter immer verbunden mit der Frage: Welche Auswirkungen hat das für mich, meinen Berufsstand oder meine Arbeitsweise? An diesem Punkt gilt es, Angst zu nehmen und das gelingt durch Transparenz und Aufklärung.
Bedeutet: Ich muss klar kommunizieren, welche Möglichkeiten und Chancen die Digitalisierung mit sich bringt. Allerdings muss man hier auch klar aufzeigen, welche Risiken damit verbunden sein können und wie man diese am besten entschärfen kann.
Bei der gesamten Entwicklung in Zusammenarbeit mit der Digital.Fabrik wurden unsere Mitarbeiter direkt einbezogen, sowohl bei der Planung als auch bei der unmittelbaren Testung der Prototypen. So konnte ein optimal auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter, die zukünftig mit dem Produkt arbeiten, eingegangen werden.
Welche Projekte wurden bisher vorangetrieben?
Mit dem Medical Valley Center in Bamberg arbeiten wir aktuell an vier zukunftsweisenden Innovationsprojekten in der Gesundheitswirtschaft:
- Digital Health Application Center (kurz dmac)
- mobil health lab des Fraunhofer IIS
- Hygiene Technologie Kompetenzzentrum (HTK)
- Skills Lab der Bamberger Akademien
Eine Anlaufstelle dafür werden die gerade im Bau befindlichen Lagarde-Höfe. Die Besonderheit des Medical Valley Centers ist vor allem der hohe Anwendungsbezug sowie die enge Vernetzung zwischen Forschung, Gesundheitsdienstleistern und Patienten in der Region. Das steigert meiner Meinung nach auch die Attraktivität für ansässige Unternehmen und Start-ups, welchen sich hiermit ein perfektes Umfeld für neue Geschäftsideen in der Medizintechnik eröffnet.
Bilder: Stadtwerke Bamberg
Natürlich sind wir auch vor Ort im Klinikum nicht untätig: Gemeinsam mit regionalen Partnern treiben wir die Digitalisierung und Automatisierung unserer Abläufe voran. Aktuell arbeiten wir mit Christoph Schlund von der Digital.Fabrik an der Optimierung unseres Transportsystems und der Reinigungsprozesse der Patientenzimmer.
Aus meiner Sicht gehen wir damit Herausforderungen an, die nicht nur für unser Haus, sondern auch alle anderen Kliniken relevant sind.
Die Zusammenarbeit mit der Digital.Fabrik klappt hervorragend und auf kurzem und schnellem Wege. Alle Ansprechpartner sind uns persönlich bekannt und immer gut erreichbar. Das ermöglichte schnelle Abstimmungen und eine sehr gute Zusammenarbeit bei der Entwicklung, den Tests aber auch den Abstimmungen und Absprachen, gerade zum Thema Patentanmeldung..